Der Schutz vor Gefahren von Missbrauch in jeglicher Form – besonders von Kindern und Jugendlichen – ist in Österreichs Sportverbänden und -vereinen ein gemeinsames Grundprinzip.
(BSO, 19.11.2017)
Die aktuell in breiter Öffentlichkeit diskutierten Fälle sind für die BSO der Anlass, ihre bisherigen Aktivitäten in diesem Bereich in Erinnerung zu rufen und weitere wirksame Maßnahmen zu planen.
Nach der Unterzeichnung einer gemeinsamen Erklärung gegen sexuelle Übergriffe und für Respekt und Sicherheit im Sport im November 2015 durch alle TeilnehmerInnen der Österreichischen Sportversammlung wurden in Umsetzung der EU-Strategie für Gleichbehandlung im Sport in einer Arbeitsgruppe unter Führung des Vereins 100% Sport Maßnahmen und Handreichungen für Verbände und Vereine erarbeitet.
Es gilt jetzt, diese Maßnahmen verstärkt in der täglichen Arbeit unserer Mitgliedsorganisationen zu verankern. Zum Zweck der Minimierung der Gefahren, die durch die Spezifitäten des Sports – wie die Körperlichkeit oder das notwendige Vertrauensverhältnis zwischen TrainerIn und SportlerIn – gegeben sind, wurde ein 5-Punkte-Programm des Österreichischen Sports ausgearbeitet:
Im Grundkonsens über die Priorität des Schutzes von Kindern und Jugendlichen wird der Österreichische Sport schnellstmöglich ein dichtes Netz an Vertrauenspersonen zum Kinderschutz in allen Mitgliedsverbänden aufbauen.
Bis Mitte 2018 soll ein Netzwerk von 100 geschulten Vertrauenspersonen vorhanden sein, die in allen Sportarten verankert sind. Bis Mitte 2018 schicken BSO und der Verein 100% Sport externe ExpertInnen in alle Führungsgremien der Bundesverbände, um in diesem internen Rahmen offen und sachlich die Ausgangslage, die Bedrohungspotenziale und die möglichen Maßnahmen zu besprechen.
Den Verbänden wird empfohlen, bei ihren TrainerInnenbestellungen und bei denen ihrer Mitgliedsvereine auf die persönliche Eignung der TrainerInnen besonderes Augenmerk zu legen, einen erweiterten Strafregisterauszug einzufordern und einen Ehrenkodex unterzeichnen zu lassen.
Die Bundes-Sportorganisation verstärkt ihr bereits vorhandenes Fort- und Weiterbildungsprogramm durch Verdoppelung der Workshops zur Prävention.
Als zweite Säule neben der innerverbandlichen Präventionsarbeit und der Implementierung von Notfallplänen im Anlassfall verstärkt die BSO die Kooperation mit externen Fachinstitutionen. Zu diesem Zweck lädt die BSO noch in diesem Jahr zu einem Round Table mit den Opferschutzeinrichtungen ein, um für alle Fälle aus dem Sport eine abgestimmte Vorgangsweise bei der Wahrung der Opferinteressen und der Folgemaßnahmen zu diskutieren. Durch die verstärkte Kooperation mit fachlichen ExpertInnen soll eine Anlaufmöglichkeit außerhalb des „Systems“ Sport geboten werden und eine externe Begleitung der Maßnahmen des Sports sichergestellt sein.
Mit diesen Maßnahmen dokumentiert die BSO auch ihre Verantwortung für die 15.000 Sportvereine, die für die Gesellschaft – insbesondere für Kinder und Jugendliche – unverzichtbare und positive Leistungen erbringen, wie BSO-Präsident Rudolf Hundstorfer klarstellt: „Wir verurteilen Vorfälle wie sie in letzter Zeit in den Medien waren. Wichtig ist aber auch, dass wir uns nicht zu Pauschalverurteilungen hinreißen lassen, denn der Großteil unserer Trainerinnen und Trainer leistet hervorragende Arbeit und hat mit diesen Geschehnissen nichts zu tun. Es ist uns daher ein Anliegen, die Verbände und Vereine mit Präventivmaßnahmen, Anlaufstellen, Materialien und Hilfestellungen zu unterstützen. Ein Strafregisterauszug oder ein Ehrenkodex können bereits erste Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung sein.“
Pressemeldung 31.10.2018: Prävention sexualisierter Gewalt: "Kultur des Hinsehens und des Zuhörens!"