Sport Austria - Interessenvertretung und Serviceorganisation des organisierten
Sports in Österreich.

Noel Salzburger - Kickboxen

Mit Sidekick in die Hauptrolle

Noel Salzburger hat in jungen Jahren viel probiert. Er war Schwimmen, er ging Klettern, „super Sportarten“, erzählt der 20-Jährige, „aber mir hat keine so gefallen, dass ich die nächsten Jahre damit verbringen will.“ Bis er über seinen Vater einen Erstkontakt mit Kickboxen hatte, da war es um den Tiroler geschehen.

Liebe auf den ersten Tritt. „Kämpfen, bewegen, taktieren, es hat mich sofort gehabt“, durchlief Salzburger in weiterer Folge alle Stufen: Nachwuchs, Europacup, Weltcup. Der Durchbruch gelang 2022, als er bei den Junioren Weltmeister im Pointfighting und Vizeweltmeister im Leichtkontakt wurde. „Das war ein Riesending und für mich der Übergang in die Allgemeine Klasse.“

Und auch dort ging der Aufstieg des Kickbox-Youngsters munter weiter. Turnier-Erfolge, Platz 1 im World Ranking in seinen beiden Gewichtsklassen, mit Bronze bei der Europameisterschaft im letzten Jahr in Athen löste er das Ticket für The World Games im Chengdu. „Es ist eine große Ehre, dass ich bei unseren Olympischen Spielen dabei sein darf. Und Kickboxen ist richtig gut besetzt, das unterstreicht den Stellenwert des Events. Ich freue mich darauf, mich mit den Besten der Welt zu messen“, so Salzburger. Nachsatz: „Das erlebt man als Sportler nicht jeden Tag!“

Gefragt nach seiner Zielsetzung nimmt der Tiroler das Wort Medaille nicht in den Mund, sagt nur: „Ich lasse alles auf mich zukommen. Aber klar ist auch: Ich möchte so weit wie möglich kommen!“ Ein Fragezeichen sind die äußeren Umstände, also Temperaturen und Luftfeuchtigkeit. „Das wird sicher eine Umstellung, aber ich hoffe, dass wir in der Halle normale Temperaturen haben“, ist Salzburger überzeugt, dass die Organisation perfekt sein wird. „Ich war noch nie in China, aber was ich von Sport Austria, vom Verband und von anderen Sportlern mitbekomme, bemühen sich die Organisator:innen extrem, dass wir die besten Bedingungen haben.“

Also will er mit seiner Vorbereitung nicht nachstehen, gemeinsam mit den Trainern wurde der Formaufbau so getaktet, dass er in Chengdu einen Peak hat. „Das ist ein langer Prozess, der bei den Grundlagen beginnt, zum Beispiel beim Krafttraining, um die Basis zu legen. Bei den Turnieren geht es darum, an der Technik und an der Taktik zu feilen.“ 

Immer mit dabei: Papa Oliver, der den Sohnemann seit vielen Jahren als Trainer begleitet. „Wir reden natürlich sehr viel über unseren Sport, aber es gibt beim Mittagessen auch andere Themen“, lacht der Junior.

Aktuell wird aber vor allem über die anderen Kämpfer in China gesprochen, an Taktikten getüftelt, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. „Vorwärts, rückwärts. Angriff, Verteidigung. Es gibt so viele Komponenten im Kampf, man kennt die Gegner und weiß, bei wem welche Technik am besten funktioniert. Aber die beste Taktik nützt nichts, weil es speziell bei Großevents oft anders kommt und man sein Konzept über den Haufen werfen muss. Am besten bin ich damit gefahren, wenn ich mein Ding durchziehe – das werde ich auch in Chengdu beibehalten.“

Und eine „Waffe“ mitnehmen, die ihn ganz besonders auszeichnet: den Sidekick. „Den setze ich gerne ein, wenn es eng wird. Aber es gibt auch Momente, da verzichte ich bewusst darauf, um meine Gegner mit einer anderen Variante zu überraschen. Genau das macht unseren Sport so interessant“, hofft Salzburger, dass möglichst viele Menschen am Live-Stream mit dabei sind und ihm bei der Pointfighting-Entscheidung in der Klasse bis 84 kg die Daumen drücken.

Action ist garantiert, verspricht er, wenn auch mit Verschnaufpausen. „Beim Pointfighting geht es um Aktions- und Reaktionsschnelligkeit, aber wir machen nach jedem Punkt einen Stopp, ähnlich wie beim Fechten. Das unterscheidet es von Continous-Sportarten wie Leichtkontakt oder Boxen, wo durchgekämpft wird.“ Punkte gibt’s für alle Treffer über der Gürtellinie, mit Ausnahme von Hinterkopf und Rücken. Kopftreffer bringen zwei Punkte, für geschwungene Fußtechniken gibt es ebenso zusätzliche Punkte.

Die World Games, davon ist man im Kickbox-Lager überzeugt, werden wieder neue Fans und hoffentlich auch Athlet:innen bringen, so wie 2022 nach der Goldmedaille von Stella Hemetsberger in Birmingham. „Wir haben viele Top-Leute, die international ganz vorne mitmischen. Da brauchen wir uns nicht verstecken oder klein machen, im Gegenteil: wir stehen richtig gut da – und das will ich auch bei den World Games zeigen!“