Vorfreude, Aufregung, aber auch große Ambitionen: Für Behindertensportlerin Kerstin Pamer steht mit den World Games in Chengdu das Karrierehighlight schlechthin unmittelbar bevor. Die 28-jährige Niederösterreicherin zählt zu den Weltbesten im Jiu Jitsu und will dies nun auch in China unter Beweis stellen. Medaillen bei Weltmeisterschaften hat sie schon gesammelt, nun soll der bereits gut geschmückte Trophäenschrank erweitert werden.
Bereits vor 20 Jahren schnupperte Pamer als junges Mädchen erstmals in die aus Japan stammende Kampfkunst hinein. Trainer Günter Grill erinnert sich an die Anfänge: "Sie war von Beginn weg sehr begeistert und angetan von unserer Kunst. Es scheint so, als hätte sie früh diese Leidenschaft für sich entdeckt." Und das sollte sich bis heute auch nicht ändern. Bis auf einen kleinen Seitensprung zum Judo, der durch eine Knieverletzung rasch ein Ende fand, blieb sie Jiu Jitsu bis heute treu.
Eine Entscheidung, die sich lohnen sollte: Pamer kürte sich bereits mehrmals zur österreichischen Meisterin und sammelte auch bei internationalen Turnieren fleißig Edelmetall. Zudem wurde ihr als erste Österreicherin mit mentaler Behinderung der schwarze Gürtel verliehen. Bei den nun anstehenden World Games in Chengdu soll die Erfolgsgeschichte fortgeschrieben werden. "Ich will in China auf jeden Fall eine Medaille holen, das steht außer Frage", betonte die Weltranglisten-Zweite.
Stets an Pamers Seite: Trainer Günter Grill und Wettkampfpartnerin Verena Brückner. Die nicht beeinträchtigte, sogenannte "Uke", übt im Wettkampf die Angriffe aus, während die mental Beeinträchtigten die Techniken dazu praktizieren. Aber auch abseits vom Bewerb sind Grill und Brückner stetige Unterstützer von Pamer, bei der bereits in frühen Jahren ein Wasserkopf - eine krankhafte Erweiterung der Räume im Gehirn, die mit Hirnwasser gefüllt sind - diagnostiziert wurde. Über einen alternativen Abfluss über die Wirbelsäule läuft das überflüssige Wasser ab. Eine lebensnotwendige Maßnahme, die es der Niederösterreicherin ermöglicht, ihren geliebten Sport auszuüben und auch beruflich Fuß zu fassen.
Neben ihrem sportlichen Bestreben arbeitet Pamer Teilzeit in einer Drogerie. Für Training, Wettkampf, aber auch andere Tätigkeiten bleibt neben dem Job ausreichend Zeit. Anfang August wird jedenfalls der komplette Fokus auf den Sport gerichtet, wenn erstmals eine weite Reise nach China ansteht. "Das wird natürlich eine Herausforderung für mich, aber ich bin positiv gestimmt", blickte Pamer voraus.