Sport Austria - Interessenvertretung und Serviceorganisation des organisierten
Sports in Österreich.

Erik Zimmermann - Kickboxen

Er will der Allerbeste sein

Wenn man Erik Zimmermann so gegenübersitzt und zuhört, kann man kaum glauben, was los ist, wenn der junge Mann in den Ring steigt. Im Gespräch ist er stets am Punkt, auch ohne viele Worte, aber wehe, wenn er losgelassen wird … im Ring ist der Kärntner Kickboxer kaum zu halten, stets zündet er ein Feuerwerk an Schlägen, Kicks und Tritten.
Wie so viele andere Sportler:innen in diesem Land hat auch der 21-Jährige die Liebe für seinen Sport bereits in die Wiege gelegt bekommen. Vater Gerald, seines Zeichens vierfacher Weltmeister, hat den Junior früh zum Training mitgenommen, bei den World Games wird er als Trainer an der Matte stehen und sich außerdem als Masseur um die Athlet:innen kümmern.

An sechs Tagen in der Woche trainiert Erik Zimmermann im Leistungszentrum Kickboxen in St. Egyden bei Velden. Technik, Kraft, Ausdauer. Alles für das übergeordnete Ziel: der Beste der Welt zu sein. Gerne wäre er Profi, aber weil Kickboxen nicht olympisch ist, ist ein Platz beim Heeres- oder Polizeisport weit weg. Also packt er die sportlichen Fixpunkte – mit der Weltmeisterschaft gibt es noch einen weiteren Saison-Höhepunkt in diesem Jahr – zwischen seine beruflichen Termine, die er als Service-Techniker für Medizingeräte in Österreich und im benachbarten Ausland hat. „Wenn ich beruflich unterwegs bin, muss ich improvisieren, aber das macht es auch spannend und gibt die Chance für neue Ansätze und Reize.“ 

Im Point Fighting und in der Gewichtsklasse bis 74 kg haben sich nur die Top-8 für die World Games qualifiziert. Seine Gegner kommen aus China, Griechenland, Ungarn oder Südafrika. Zimmermann, der sich schon auf die scharfe Chengdu-Küche freut, hat sein Ticket bei der Europameisterschaft 2024 gelöst. Die Zielsetzung für das größte Multisport-Event der Welt für nicht-olympische Sportarten ist klar: „Ich will gewinnen! Immer!“

Daran ändert auch der Umstand nichts, dass er eigentlich in der Gewichtsklasse bis 69 kg kämpft, die in Chengdu aber nicht zur Austragung kommt. „Das ist eine Herausforderung klar, aber ich nehme diese an und will so viele Kämpfe wie möglich für mich entscheiden.“

Und natürlich ist es auch für den wortkargen Ausnahme-Kampfsportler „etwas Besonderes, dass ich bei den World Games dabei sein kann. Immerhin bin ich einer von nur zwei österreichischen Kickboxern, die sich qualifizieren konnten.“ Dass die Form stimmt, konnte er national im Rahmen der Sport Austria Finals beweisen, wo er sich einmal mehr den Titel im Point Fighting abholte, sich erstmalig aber auch im Vollkontakt versuchte, und international mit Erfolgen im Welt- und Europacup, wo über zwei Runden  gekämpft wird.

Bei den World Games warten drei Runden à zwei Minuten mit einer Minute Pause. Das Prinzip ist einfach: „Es geht darum, den Gegner zu treffen, ohne dabei getroffen zu werden“, so Zimmermann. Nachsatz: „Eh wie bei fast jeder Kampfsportart.“ Anders als zum Beispiel beim Boxen, wo bis zum Rundenende durchgekämpft wird, werden die Kämpfer beim Kickboxen nach jedem Punkt getrennt.

Der Kärntner zählt zu den klassischen „Kickern“, sein Stil lebt von Dynamik, Distanzgefühl und präzisen Beintechniken. „Mit den Füßen ist er viel treffsicherer, als ich es je war“, weiß Gerald Zimmermann. Was die beiden vereint? „Die mentale Stärke hat er von mir!“ Und die braucht’s im Duell mit den Allerbesten. „Auf diesem Niveau gibt’s keine leichten Gegner. Wer zu den World Games fährt, ist richtig gut.“

Dass er den erfolgreichen und erfahrenen Vater am Mattenrand weiß, mag ein Vorteil sein. Zimmermann junior nimmt’s gelassen: „Mir kannst du jeden hintun, ich weiß was ich kann. Zwischendurch ruft er rein, aber ob ich darauf höre, liegt dann sowieso in meinem Ermessen.“ Taten statt Worte, einfach Erik Zimmermann.