Der Weg ist das Ziel. Eh immer und überall. Aber bei kaum einer Sportart führen so viele Wege – befestigt oder nicht – ins Ziel, wie beim Orientierungslauf. Wo Kondition auf Kombination trifft, wo mit Karte und Kompass gelaufen wird, auch im Sprint.
Zwei Tage nach der extremen Mitteldistanz mit einer Ausfallsquote von 25 Prozent und einer medizinischen Betreuungsquote im Zielbereich jenseits der 50 Prozent, war es für die Athlet:innen schwer, den Sport wieder in den Mittelpunkt zu rücken.
Auch und vor allem weil mit dem Italiener Mattia Debertolis einer von ihnen nach wie vor im Krankenhaus liegt.
Matthias Reiner und Jannis Bonek gingen nach der Grenzerfahrung vom ersten World Games-Bewerb mit gemischten Gefühlen an den Start. Dass die beiden Österreicher überhaupt starten konnten, grenzte an ein kleines Wunder, wenn man an die Bilder vom Freitag denkt.
„Die Erfahrung von der Mitteldistanz hätte ich mir gerne erspart, mein Körper hat doch ziemlich heftig auf das Rennen reagiert“, war Reiner dementsprechend froh, „überhaupt an die Startlinie gehen zu können“.
Dem vorausgegangen waren lange Diskussionen mit Trainer Martin Binder und dem Teamarzt. „Schlussendlich gibt dir der Körper die Antwort, ob es geht, aber ich wollte es mit Blickrichtung Mixed-Staffel unbedingt probieren“, wurde der Kärntner mit einem, wie er meinte, „absolut tollen Sprint“ belohnt.
„Es war technisch unglaublich schwierig, dadurch war auch die Geschwindigkeit nicht so entscheidend“, finishte Reiner als 30. und ließ doch einige Athleten hinter sich, die voll liefen, während er im Vergleich zur absoluten Weltspitze vergleichsweise langsam joggte. „Genau das ist die Herausforderung beim Orientierungslauf. Schade, dass ich nur auf dem Level performen konnte, weil eigentlich bin ich für mehr nach China gekommen.“
Teamkollege Jannis Bonek beendete den Sprint auf Position 16, 1:39 Minuten hinter dem belgischen Sieger. Der Wiener durchlebte ein Wechselbad der Gefühle, hatte wieder mit körperlichen Problemen zu kämpfen und war aufgrund der Situation im italienischen Team auch emotional mitgenommen.
Nach der Rückkehr ins Dorf klagte auch Matthias Reiner über Schmerzen in der Brust, ließ sich im Medical Tent untersuchen. Ob der 31-Jährige in der Mixed-Staffel starten kann, und damit auch das Team Österreich, ist offen.
Aus Sicht der Damen, also sportlich, wäre es schade, wenn nicht, denn das ÖFOL-Duo präsentierte sich beim ersten Antreten in Chengdu stark, wenngleich nur Anna Gröll wirklich Grund zur Freude hatte.
Die Steirerin wurde nach einem super Rennen Zehnte, war mit ihrer Leistung dementsprechend zufrieden: „Ich wusste, dass es ein mega-technisches Rennen wird, deshalb bin ich nicht so schnell reingestartet. Auch weil ich schon länger keinen Wettkampf bestritten habe. Aber meine Performance hat gepasst“, hofft Gröll, dass sich noch ein weiterer Start ausgeht.
Ylvi Kastner beendete das Rennen als 13., wurde aber nachträglich disqualifiziert, weil sie auf verbotenen Plätzen unterwegs war, in China ganz besonders heikel.
„Ich konnte leider nicht ganz das umsetzen, was ich mir vorgenommen habe. Nach einer kleinen Unsicherheit am Start habe ich eigentlich gut reingefunden, dann hatte ich aber ein Blackout mit einem Riesenfehler“, kämpfte sich die Wienerin ins Ziel, um dort kurze Zeit später zu erfahren, dass sie ihr Ergebnis nicht behalten darf.
Egal, auch weil die Vorbereitung aufgrund einer Erkältung alles andere als optimal war. Als Ausrede wollte sie das aber nicht hernehmen: „Ich hab’s natürlich gespürt, war physisch am Limit, aber darauf ist es heute nicht angekommen. Deshalb bin ich umso mehr enttäuscht.“