„Die Vorfreude ist mega“, strahlt Mariella Flemme und man nimmt es ihr sofort ab. Diesen Grinser kann man nicht faken, nicht bloß für die Kamera produzieren. So sieht echte Vorfreude aus. Und schaut man sich die Fakten an, so versteht man umso mehr, warum es für die beste heimische Wakeboarderin eine ganz besondere Ehre ist, Österreich bei den World Games in Chengdu zu vertreten.
„Man kann sich für dieses Event nicht einfach anmelden, den Startplatz gibt es nur per Einladung“, hat sich die Oberösterreicherin über zwei Jahre im World Ranking nach oben und also bis unter die Top-5 gearbeitet, sagt: „Im Wakeboarden ist der Stellenwert der World Games extrem hoch, das ist jedenfalls über die WM zu setzen“, war für Flemme in China dabei sein lange alles.
Nun möchte die 20-Jährige mehr, hat in den letzten Wochen noch „g’scheit trainiert“, um sich bestmöglich auf dieser XXL-Bühne, einer der größten der Sport-Welt nach Olympischen Spielen, Fußball-Weltmeisterschaft oder Super Bowl, zu präsentieren. „Grundsätzlich ist es immer das Ziel, ins Finale zu kommen, egal ob EM, WM oder World Games, dort werden die Karten dann sowieso neu gemischt“, hat Flemme neben zwei Boards und zwei Bindungen auch jede Menge Tricks im Gepäck.
Auch solche, die in dieser Saison noch nicht so perfekt funktioniert haben, an denen die 20-Jährige zuletzt aber intensiv gearbeitet hat. „Ich möchte in Chengdu etwas zeigen, was die anderen vielleicht nicht machen“, hat Flemme ihre Runs schon im Kopf. Aber fix is‘ nix, schickt sie nach, denn: „Ein bisschen Raum für Spontaneität habe ich mir auf jeden Fall gelassen, denn es kann immer irgendwas nicht klappen.“ Und dann ist da noch die taktische Komponente und die Fragen: „Was muss ich tun, wenn eine Konkurrentin einen voll guten Run zeigt? Um wie viel muss ich mein Risiko erhöhen?“
So oder so möchte die Ottensheimerin bei den World Games „meine besten Tricks so zusammensetzen, dass ein wirklich g’scheiter Run rauskommt, der alles drin hat, was ich drauf habe.“ Nachdem es für Flemme der erste Trip nach China ist, kennt sie auch das Layout des Kurses noch nicht beziehungsweise nur als Plan. „Ich kann mir ungefähr vorstellen, wie die Kicker und Schanzen miteinander funktionieren, aber so richtig wissen werde ich es erst, wenn ich das erste Mal aufs Wasser gehe. Aber ich habe mich so vorbereitet, dass ich den Judges in alle Richtungen etwas zeigen kann.“ Linker Fuß, rechter Fuß, Inverts, Saltos, Rolls.
Nach den World Games startet die sechsfache Staatsmeisterin als Profi durch, ab Herbst wird Flemme Heeressportlerin und kann sich voll und ganz auf ihre Wakeboard-Karriere konzentrieren, muss sich nicht mehr mit Schulbüchern und Hausaufgaben auseinandersetzen. Stattdessen wird sie viel Zeit im Ausland verbringen, mit jenen Wakeboarderinnen, die in Chengdu ihre Gegnerinnen sind, trainieren. „Ich kann dadurch mein fahrerisches Level auf die nächste Stufe heben, wenn ich noch mehr gefordert werde.“
Und dann ist da ja auch noch der Traum von einer Medaille. Im Vorjahr belegte sie bei der Weltmeisterschaft den vierten Platz, verpasste Edelmetall nur knapp. Die Expert:innen sind sich aber jetzt schon einig, dass es klappt, die Frage ist nur: wann? Vielleicht schon bei den World Games!